Friedhof an der Emmauskirche in Altkaditz
Vermutlich um 1500 wurde um die Kaditzer Kirche ein Gottesacker angelegt. In der Chronik der Emmauskirche Dresden-Kaditz wird berichtet, dass der Friedhof rings um die Kirche bis 1862 als alleiniger Begräbnisplatz für die zum Kaditzer Kirchspiel gehörenden neun Gemeinden diente. Diese erstreckten sich von Kötzschenbroda bis Dresden Neustadt und schlossen auch die heutigen Stadtteile Pieschen, Trachenberge, Serkowitz und Trachau mit ein. Die ältesten Kirchenbücher gehen bis ins Jahr 1597 zurück.
Der Kirchfriedhof an der Emmauskirche besitzt eine Reihe sehr alter und historisch wertvoller Grabdenkmäler aus den vergangenen Jahrhunderten. Die ältesten Grabsteine sind vermutlich zwischen 1730 und 1750 entstanden. Viele Inschriften sind im Laufe der Jahrhunderte verwittert, aber einige Namen und Lebensdaten sind auch heute noch lesbar. So beispielsweise die Inschrift auf der Gruft der Familie Ziller, in der die sterblichen Überreste der Bau- und Zimmermeister Ziller aus der Oberlösnitz ruhen. Oder die Ruhestätte von Gustav Paul Watzke, dem Erbauer des Ballhauses Watzke an der Leipziger Straße.
Vor der Emmauskirche befindet sich das Ehrenmal für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Kaditzer, Micktener und Übigauer Soldaten. Der fünfseitige steinerne Obelisk wurde am 7. Juni 1925 geweiht und zeigt die Siegel der umliegenden Gemeinden. Am 27. Mai 1934 wurde zusätzlich an der Emmauskirche eine bronzene Tafel mit den Namen von 380 im 1. Weltkrieg Gefallenen mit einem Weihgottesdienst enthüllt.
Überdacht wird der Kirchhof mit dem Ehrenmal von den Zweigen eines mächtigen Baumes. Die sog. 1000-jährige Linde ist das Wahrzeichen von Kaditz und ein bedeutendes Naturdenkmal. Das Alter ist nicht eindeutig bestimmbar, aber Schätzungen gehen von 800 bis 1000 Jahren aus. Es wird vermutet, dass sie von den sorbischen Siedlern oder bei der Erbauung der Kapelle gepflanzt wurde. 1909 steht in den sächsischen Nachrichten geschrieben: „Zu den ältesten Bäumen Sachsens, ja vielleicht Deutschlands, gehört die gewaltige Linde auf dem Friedhofe des Dorfes Kaditz, der Umfang betrug 12,5 und der Durchmesser 4 m“. Außerdem wird berichtet, dass der Stamm des Baumes im Mittelalter als Pranger gedient haben könnte. Die eingeschlagenen Eisen könnten als Halseisen für die üblichen Kirchenbußen Verwendung gefunden haben.
Die Linde hat einige Brände er- und überlebt und dabei die angrenzende Kirche geschützt. 1818, als in Kaditz 18 Bauerngüter, 30 Scheunen und das Pfarrhaus brannten, wurde sie so stark verletzt, dass sie von der Seite des Pfarrhauses völlig abstarb und eine Öffnung erhielt. 1823 berichtete der damalige Kantor Ziller: „Bemerkenswert ist, dass die Natur die inneren Wände in der Höhlung des Stammes nach und nach wieder mit neuer Rinde überkleidet und dem Stamm neues Leben bereitet hat“. Seit 1829 wurden die stärksten Äste von Säulen und Balken getragen, die die Form eines Tores hatten. Heute wird sie mit Zug- und Bandankern gestützt.
An warmen Sommertagen lädt der knorrige alte Baum ein, in seinem Schatten zu verweilen, das Leben in und um ihn zu erspüren und seinen alten Geschichten nachzusinnen.
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