St.-Markus-Kirche

Nachdem die Pieschener und Trachauer Christen jahrelang Gottesdienste in der Schulturnhalle gefeiert hatten, konnte im Jahr 1888 nach 17 Monaten Bauzeit die St.-Markus-Kirche geweiht werden. Im Stil der Neogotik war eine Kirche mit 900 Sitzplätzen entstanden. Auffällig ist, dass der Altar in dieser Kirche im Westen steht, nicht, wie meistens üblich, dem aufgehenden Licht zugewandt. Das hat wahrscheinlich städtebauliche Gründe. Pieschen war damals schon relativ dicht bebaut.  

Der Altaraufsatz und die Kanzel sind mit Linden- und Eichenholzschnitzereien verziert. Unter dem Kruzifix zeigt ein Holzrelief Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl. An der Kanzel streckt Jesus dem Betrachter seine rechte Hand entgegen. Umgeben ist er von den vier Evangelisten - einer davon Markus, nach dem die Kirche benannt ist. Szenen und Zitate aus dem Markusevangelium sind auch auf den Altarfenstern aus dem 20. Jahrhundert zu sehen.  

Die Orgel wird 1887, unmittelbar nach der Fertigstellung der Backsteinkirche, bei der Firma Hermann Eule in Bautzen in Auftrag gegeben und am 21. März 1888 eingeweiht. Das zweimanualige Instrument mit 26 Registern, 1539 Pfeifen und Kegelladenmechanik wurde von zeitgenössischen Experten hoch gelobt. Es ist nach der Silbermannorgel in der Kathedrale die zweitälteste in der Grundsubstanz erhaltene Orgel Dresdens. 

Kirche, Gemeindehaus und Orgel bilden mit dem benachbarten Rathaus Pieschen sowie der umgebenden Wohnbebauung der Gründerzeit ein für das kriegsgezeichnete Dresden selten geschlossenes stilistisches Ensemble. Der ursprüngliche Zustand der Orgel entsprach dem Klangideal der Spätromantik und war in besonderem Maße für die Darbietung der Musik dieser Zeit geeignet.

Durch Veränderung des Zeitgeschmacks im 20. Jahrhundert in Verbindung mit einer Rückbesinnung auf die Barockmusik kam es zum Abbruch der Entwicklung der Kegelladenorgeln, die heute praktisch nicht mehr gebaut werden. Viele Kegelladenorgeln sind seither unter Missachtung ihres historischen und musikalischen Wertes zerstört worden. Daher stellt die Orgel auch in technischer Hinsicht heute eine Rarität dar. Die zinnernen Prospektpfeifen mussten im 1. Weltkrieg für die Rüstung abgeliefert werden und wurden erst 1921 wieder ersetzt.

Durch eine umfassende, denkmalgerechte Rekonstruktion wurde die Eule-Orgel der St.-Markus-Kirche in ihrer Spielbarkeit und ihrem spätromantischen Klangbild wiederhergestellt. Dabei wurden Ein- und Umbauten aus den 20er und 50er Jahren wieder rückgebaut und der ursprüngliche Zustand von 1888 wiederhergestellt. Außerdem wurde das 1963 entfernte Schnitzwerk am Prospekt wieder angebracht.