Chorfahrt der Weinbergskantorei nach Thüringen

Im September war es mal wieder so weit. Die Probenfahrt zur Vorbereitung unseres Konzertes zum Reformationstag stand an. Also wohin? Niemand wollte uns aufnehmen zum geplanten Termin. Doch dann eine Zusage:

Wir fuhren nach Thüringen, genauer gesagt nach Leinatal bei Gotha und wohnten im Kloster St. Gabriel der "Antiochenisch Syrisch-Orthodoxen Kirche". Wir waren sehr gespannt und wussten vorher nur, dass sich dieses Kloster in einem früheren Kinderferienlager befindet. Zwei Pater und ihr Bischof leben dort. Am ersten Abend gab es ein "viertausendjähriges Linsengericht", wie Pater Johannes sagte. Es hat noch gut geschmeckt!

Nach unserer intensiven Probenarbeit am Vormittag fuhren wir nachmittags nach Arnstadt, zum Bratwurstmuseum nahe Gotha und nach Ilmenau mit Wanderung auf den Kickelhahn. Abends, wieder gestärkt durch Klosterkost, wurde natürlich weiter geprobt.

Vom Bischof "unseres" Klosters erfuhren wir Wissenswertes über unsere Gastgeber und ihre Kirche.

Diese wurde 37 n. Chr. gegründet und ist damit die älteste des Christentums. Biblisch belegt wurden in Antiochia die Jünger zum ersten Mal Christen genannt. Das "Syrisch" im Namen darf man nicht mit dem heutigen Land Syrien gleichsetzen. Obwohl Syrien wie die südliche Türkei und weitere, heute z.B. iranische, Landstriche zu dem Gebiet gehören, in dem die Christen bis jetzt aramäisch sprechen. Im letzten Jahrhundert wurden sie stark verfolgt und verließen ihre Heimat. Das Kloster St. Gabriel ist das einzige Kloster in Deutschland und besteht seit 2012. Thüringen wurde wegen seiner zentralen Lage und der großen Zahl "religiös unbeheimateter" Menschen dafür erwählt.

Wie der Bischof sagte, leben sie gute Nachbarschaft im Dorf und haben intensive Verbindungen zu kirchlichen und staatlichen Stellen in Thüringen. Seit sie dort sind, konnten schon einige Menschen orthodox getauft werden und jeden Sonntag gibt es eine "große Liturgie", zu der auch Besucher von außerhalb kommen. Selbstverständlich sind die täglichen Gebetszeiten im Kloster für alle offen. Wir durften uns auch die Barackenkirche des Klosters ansehen und erklären lassen. Sollten Deutsche an den Gebetszeiten teilnehmen, würden die Pater sofort vom Aramäischen ins Deutsche wechseln, wurde uns gesagt. Lesungen und Liturgie werden gesungen. Dafür haben sie extra eine singbare Übersetzung vom Aramäischen ins Deutsche geschaffen.

Am aktuellen Thema "Flucht und Flüchtlinge" kamen wir im Gespräch mit dem Bischof natürlich nicht vorbei. Er vertrat interessante und auch etwas befremdliche Ansichten dazu. Das Gehörte beschäftigte uns noch lange danach. Müssen wir als Christen für alle Flüchtlinge offen sein? Sollten christliche Flüchtlinge einen gewissen Vorrang haben? Ist es so, dass das, wovor diese Christen fliehen, durch die anderen Flüchtlinge zu uns kommt und sind diese Christen hier fast in der gleichen Gefahr wie in ihrer Heimat? Wie geht es moslemischen Konvertiten in Deutschland?

Unsere Chorfahrt war also nicht nur musikalisch geprägt, sondern führte uns zu sehr interessanten Menschen und Orten.

 

Ein Link zu unserem Besuch auf der Seite des Klosters: Opens external link in new windowhttp://syrorthodoxchurch.com/index-Dateien/bilder.html